Sie spürte die Verfolger. Irgendetwas verdichtete das Vakuum,
wollte sie zur Materialisation zwingen. Ob sie die Verfolger
fürchten musste? Eigentlich nicht, sie hatte ja direkten Zugang
zur Ebene, konnte in das Innere eindringen. Andere höhere
kosmische Wesen konnten das nicht.
Der Druck wurde stärker. Es mussten mehrere sein. Unendliche
körperlose Wesen, aber von immenser Geisteskraft. Mindestens
zweite Stufe der Unendlichkeit. Nun gut, das war sie ja auch. Nur sie
hatte einen Körper, stabilisiert durch das Wesen der Existenz. Nur
stabilisert, d.h. sie konnte explosionsartig expandieren und einfach in
die Ebene einsickern. Das war für körperliche Wesen nicht
möglich, denn um in das Innere der Ebene zu gelangen, mussten sie
das Kontinuum passieren. Selbst Chrystal war daran gescheitert, denn
sie hatte eine stabile Körperstruktur.
Ob Arianne das konnte? Wahrscheinlich schon. Jasmin hatte unbedingtes
Vertrauen zu ihr. Wenn nicht, wahrscheinlich würde die Ebene dann
einfach Platz schaffen.
Jasmin materialisierte.
Im Umkreis von mehreren hundert Metern
erschienen scheinbar aus dem Nichts 5 hühnenhafte Wesen. Ach ja,
Hypermonster im Kollektiv.
Sollte sie sich mit denen auseinandersetzen? Nein, der direkte Kampf
zwischen Wesen dieser Größenordnung konnte verheerende
Auswirkungen auf die Umwelt haben. So tat sie einfach nichts.
H1:<< Gib auf, wir sind in der Überzahl >>
J: << Was habt ihr mit mir vor? >>
H2: << Wir werden dich zerlegen, deinen Körper einer
beschleunigten Entropie unterwerfen. Am Ende bleibt dann nichts mehr
übrig. Die Ebene wird wieder ein wenig flacher. >>
H3: << Und deinen Geist, die Energie nehmen wir gerne in uns auf.
Gleichmäßig auf uns 5 verteilt, versteht sich. Damit
können wir dann die Ebene noch viel viel flacher machen >>
J: << Nein, ich will nicht >>
H4: << Dann werden wir dich niederkämpfen. Gib besser gleich
auf, das erspart dir einiges >>
Eines der Hypermonster sendete einen Vernichtungsimpuls. Jasmin
reflektierte ihn und schlug ihn damit k.o. Nein, töten wollte sie
ihn nicht, das war nicht ihre Art.
J: << Glaubt ihr wirklich, zu fünf könnt ihr mir etwas
anhaben? >>
H1: << Ja, wir haben deinen Abwehrmechanismus analysiert. Wir
werden gemeinsam gegen dich vorgehen >>
Jasmin hatte kein Interesse an weiteren Auseinandersetzungen. Die
Hypermonster machten einen Denkfehler. Sie nahmen Jasmin's
Körperstruktur als stabil an und wussten, dass ein Wesen mit einer
stabilen Körperstruktur nicht ins Innere der Ebene entkommen
konnte.
Jasmin löste ihren Körper auf. Er verschwand in der
Unendlichkeit. Als unendliches Wesen konnte sie den Zusammenhang zu den
Teilen aufrecht erhalten. Dann diffundierte sie durch das Kontinuum ins
Innere der Ebene. Die Hypermonster blieben zurück.
Ja, so einfach war sie nicht zu fangen.
Aber schon merkwürdig, dass sie das konnte. Als Wesen der zweiten
Stufe erfasste sie gerade das Kontinuum, aber dort hindurchdringen?
Irgendwie musste sie einen Teil der dritten Stufe beinhalten.
Zusammengerollte Unendlichkeiten, vielleicht. Warum musste sie gerade
jetzt darüber nachdenken? Sie dachte an Arianne, ja, das war
vielleicht auch ein Teil von Ariannes Hilfe für sie. Arianne
stabilisierte ihren Körper, selbst wenn sie explosionsartig
expandierte. Und Arianne half ihr vielleicht durch das Kontinuum
hindurch.
...
Das Innere der Ebene. Sie sah den Raumfahrer vorüberziehen. Er
bewirkte wellenförmige Bewegungen an der Oberfläche, die den
Hypermonstern schwer zusetzen dürften.
Für sie musste es so sein, als würde ein Tera-Hypersturm
durch die Raum-Zeit jagen. Jeder Wirbel erzeugte ein Schwarzes Loch.
Das konnte sie ganz schön zerfetzen.
Das Raumschiff schien Jasmin zu spüren. Es sondierte in der Ebene
nach ihr. Sie konzentrierte ihr Bewusstsein auf einen endlichen
Raum-Zeit-Bereich, den Ich-Bereich.
Das Raumschiff stoppte seine Fahrt, relativ zu ihrem Ich-Bereich.
Der Raumfahrer meldete sich << Hallo Jasmin >>
J: << Du kennst mich? >>
R: << Ja, ich habe von dir gehört :-)))
Ich traf Arianne in meiner momentanen Existenz, daher erinnere ich mich
noch an sie. Sie sprach sehr liebevoll von dir >>
J: << Danke :-)). Ich mag sie auch. Aber sie ist so viel
größer als ich. Nie möchte ich mich mit ihr vergleichen
>>
R: << Nein, nein, sie liebt dich um deinetwillen. Als kosmisches
Wesen, so wie du bist. >>
J: << Ich nehme es an :-)). Danke. >>
R: << Diese Hypermonster über uns, wollten sie dich? >>
J: << Vergiss es, sie haben keine Chance mir etwas zu tun >>
R: << Ja, du hast Zugang zur Ebene. Aber glaube mir, wärst
du nicht ins Innere der Ebene entkommen, die Ebene hätte sie
geschluckt. Ich weiß es, denn sie hat mich gerufen. Daher
bin ich hier. Sie hat mir ein Bild von dir gezeigt. Dass ich dich sehen
darf :-)). Du bist wirklich so schön wie Arianne dich sieht.
>>
J: << Die Ebene hätte mich beschützt? Ich wusste gar
nicht, dass sie das kann. >>
R: << Du bist sehr wichtig für die Ebene. Ihre Favoriten
weiß sie zu schützen. Arianne ist ihr Wachbewusstsein, aber
sie hat daneben sehr viele unterbewusste, traumartige Inhalte. Die
schützen dich. Willst du einen Augenblick mit mir zusammen fahren?
>>
Jasmin als Gast beim Raumfahrer. Licht brauchte er jetzt keins mehr.
Jasmin strahlte aus sich heraus, gerade jetzt, wo es ihr so gut ging.
Sie war ja das Wesen des Lichtes.
Beide mochten sich, irgendwie. Ein unendliches Wesen und ein Wesen der
Unendlichkeit? Ja, mit dem Raumfahrer war es schwierig. Er lebte in
endlichen Perioden, verschwand dann und wurde wieder neu geboren. So
hatte er immer nur endlich viele Erinnerungen in sich drin. Die Ebene
absorbierte seine Vergangenheit.
Der Raumfahrer war wichtig für die Ebene. Wie die Würmer im
Erdreich schuf er das Potential für das strukturelle Wachstum der
Ebene.
J: << Ich sehe, wie wichtig du bist. Du schaffst die Kanäle,
in denen sich Zeitströme manifestieren können. Ich selbst
lebe an der Oberfläche, schaffe Raum, Zeit und Materie für
die Zeitströme, in denen die Janines das Leben verteilen, und ich
bin verantwortlich für die Naturgesetze.
Hast du schon einmal eine Janine gesehen? Sie sind ganz liebe Wesen,
absolut positiv :-)) >>
R: << Nein, eine Janine sah ich noch nicht. Bist du nicht so
etwas wie die Mutter der Janines? >>
J: << Ich helfe ihnen, wo ich nur kann. Das unstrukturierte
Vakuum ist sehr gefährlich, dort kann man keine Janine
hineinlassen. Den Janines darf nichts geschehen, da sie das
Übergewicht des Lebens über die tote Materie
aufrechterhalten. Ein Symmetriebruch der Schöpfung sozusagen.
>>
R: << Die Schöpfung? Ein Teil kommt von mir, denn ich bewege
die Ebene durch die Wellen, die ich hier erzeuge. Und der spirituelle
Teil? >>
J: << Ein Traum der weißen Frau. Dort drin schafft sie
Arianne, die ihrerseits in der Unendlichkeit Grenzen setzt. Grenzen,
innerhalb derer sich das Leben entwickeln kann. Kleine endliche
Bewusstseine, deren Gesamtheit das Wesen der Existenz ausmacht >>
R: << Und die unendlichen Wesen wie du? >>
J: << Es sind höhere Stufen der Spiritualität. Sie
suchen den Kontakt zu den Wesen der Existenz, um sich entfalten zu
können >>
R: << Die Frage nach der weißen Frau darf ich dir wohl
nicht stellen? >>
J: << Ach weißt du, vielleicht hat sie sich selbst
geschaffen, weil das Nichts seiner überdrüssig wurde, oder
sie ist ein Teil einer höheren Entität, vielleicht auch ein
Traum. Der Traum des Nichts von der Existenz. Oder Teil einer
unendlichen Hierarchie von Träumen. Wer weiß das schon.
Vielleicht dürfen wir das auch nicht wissen, um uns nicht selbst
zu zerstören. Denn das Wissen unendlicher Wesen ist ein Teil der
Wirklichkeit, in der sie leben. Ihre Gedanken können unmittelbar
darauf einwirken. Stell dir einmal vor, das ganze wirkt zurück,
wie eine Rekursive Funktion. >>
So fuhren sie durch die Ebene, jenseits von Raum und Zeit. Und sie
hatten sich so viel zu sagen.